Gegenwind

Gegenwind

Klaus Peters

Die folgende Rezension von Klaus Peters ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Gegenwind“ erschienen. Wir dokumentieren mit freundlicher Genehmigung des Autors:
Die bisherigen Entwicklungen der Arbeiterbewegung und der Umweltbewegung sind höchst unterschiedlich verlaufen, weisen aber auch Parallelen auf. Um nachhaltige Erfolge zu erreichen, müssen sie zusammen agieren. Das ist im Kern das Thema des von Stefan Engel als Autor mit Unterstützung eines Redaktionskollektivs veröffentlichten Buches „Katastrophenalarm!“ mit dem Untertitel „Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ Das Einzigartige an dieser Publikation ist die Nachweisführung, dass die nachhaltige Sicherung der Qualität unserer Lebensgrundlagen nicht nur gemeinsam, sondern auch nur durch einen grundlegenden Politikwechsel möglich sein wird.

Durch die bisherigen Aktivitäten zum Schutz von Natur und Umwelt, vor allem angestoßen von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen, sind zwar Verbesserungen erreicht und einige Verschlechterungen verhindert worden, doch Landschaftsverbrauch, die Verschmutzung der Umweltmedien, der Artenschwund und der Ressourcenverbrauch gehen weiter. Die Bürgerinitiativen, aber auch die Umweltverbände, konzentrieren sich allzu oft nur auf ein oder zwei Probleme, vernachlässigen Zusammenhänge und Nebenwirkungen. Die gesellschaftspolitischen Hintergründe und nachhaltige Lösungen der Probleme werden nicht erkannt oder ignoriert. Die Gewerkschaften, aber auch sozialistische Parteien, Stefan Engel ist Vorsitzender der MLPD, haben, wie selbstkritisch festgestellt wird, die Umweltfrage lange vernachlässigt.

Das Buch stellt zunächst die Begrifflichkeiten klar und führt die Leser folgerichtig in die ökologischen Grundlagen ein. Daran anschließend geht es um die weltanschauliche Auseinandersetzung, um Positivismus, der zu kleinbürgerlich-reformistischer Denkweise führt, und um den Einfluss der Religionen. Es folgt die zusammenfassende Darstellung und Bewertung der von Karl Marx und Friedrich Engels verfassten grundlegenden Schriften zur Einheit von Mensch und Natur. Beide hatten bereits sehr weitsichtig die zwingende Einheit des Menschen bzw. der menschlichen Arbeit und der Natur aufgezeigt; Engels insbesondere durch seine grundlegende Schrift „Dialektik der Natur“ und beide durch die grundsätzliche Kritik am „Gothaer Programm“. Das folgende Kapitel behandelt die vielfältigen Zusammenhänge von Kapitalismus, der kleinbürgerlichen Denkweise und der Umweltzerstörung. Im dritten Kapitel werden die großen Umweltbelastungen und die weiteren drohenden Gefahren für die Umwelt beschrieben, vom Abbau der Ozonschicht, der Vernichtung der Wälder bis zu den zerstörerischen Abbaumethoden bei der Förderung fossiler Rohstoffe und dem Mangel an natürlichem Trinkwasser.

Das vierte Kapitel enthält Analysen zur offiziellen (imperialistischen) Umweltpolitik, zur bisherigen kleinbürgerlichen Umweltbewegung und zur Umweltpolitik der ehemals sozialistischen Staaten. Die offizielle Umweltpolitik ist bekanntlich völlig unzureichend und gemäß den Vorgaben des Kapitals profitorientiert. Die Partei B90/Die Grünen hat ihre großen Versprechen nicht gehalten, die Umweltbewegung geschwächt und gespalten, statt sie zu stärken. Das umweltpolitische Projekt der Linkspartei, der Plan B, sei ein wirkungsloser Versuch, weil die allseitigen Zusammenhänge nicht angemessen erkannt würden und ein rein reformistischer Ansatz gewählt worden sei.

Abschließend werden Perspektiven zur Erreichung bzw. Wiederherstellung der Einheit von Mensch und Natur aufgezeigt. Erwartungsgemäß wird von einer Internationalisierung und eines unausweichlich notwendigen revolutionären Prozesses ausgegangen. Dieser Teil des Kapitels ist durchaus ergänzungsbedürftig. Die hervorgehobene konsequente Umstellung auf erneuerbare Energien und eine konsequente Kreislaufwirtschaft reichen zudem nicht aus. Besonders bei den erneuerbaren Energien sind Zielkonflikte bereits im Übermaß vorhanden. Andere wesentliche Ziele wie die Lösung des Stadt-/Land-Konflikts, ein Stopp des Landschafts- und Ressourcenverbrauchs, Umstellung auf öffentlichen Verkehr, Änderung der Ernährungs- und Lebensweise werden auch genannt, aber nicht konkretisiert. Im Vorwort wird allerdings bereits darauf hingewiesen, dass es sich bei dem vorliegenden Buch zwar um eine Streitschrift handelt, die entschieden Position bezieht, die aber gleichzeitig für eine noch notwendige Strategiedebatte konzipiert worden ist.

Für eine erfolgreiche Überzeugungsarbeit dürften kulturelle Aspekte, begleitend und ergänzend, wie Kunst und Ästhetisierung der Alltagswelt, eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

Die vier Kapitel des Buchs „Katastrophenalarm!“ werden durch ein übersichtliches Literaturverzeichnis ergänzt. Lesern ohne vertiefte politische oder ökologische Kenntnisse wird empfohlen, sich den Inhalt des Buches in einer Studiengruppe anzueignen. Bildungsabende, Seminare oder offene Studiengruppen werden im Norden in Kiel, Lübeck, Husum und Hamburg angeboten. Für den Herbst ist an der Westküste eine Podiumsdiskussion geplant.

Klaus Peters