4. Durchdrungen von der dialektischen Methode
Willi Dickhut strebte mit großem Ideenreichtum danach, seine Arbeit immer entsprechend den Anforderungen der Zeit weiterzuentwickeln. Die Fähigkeit dazu erwarb er sich durch ein hartes Training der dialektischen Methode. Schon in der alten kommunistischen Bewegung kämpfte er gegen die Geringschätzung der Dialektik. Er trainierte sich früh und unter kompliziertesten Bedingungen im Faschismus im Verständnis und in der Anwendung des dialektischen Materialismus. Dafür stehen seine Studien »Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg« und »Materialistische Dialektik und bürgerliche Naturwissenschaft«. »Man muss den festen Willen haben, sich auf Gebieten zurechtzufinden, die einem vorher fremd waren. Indem man darin eindringt, stärkt man sich in der dialektischen Methode.« 4
Eine Grundlage für seine Schöpferkraft war, sich immer eine konkrete Analyse der konkreten Situation und der Denkweise der Massen zu erarbeiten. Trott war ihm fremd. Seine theoretische Arbeit durchdrang sich allseitig mit seiner praktischen Arbeit. Bei epochalen Ereignissen der Weltgeschichte war Willi Dickhut so in der Lage, mutig einen kühnen Plan zu entwickeln, diesen durchdacht zu verwirklichen und die Strategie und Taktik flexibel weiterzuentwickeln.
Eine Leitlinie und Anleitung, die er allen Genossen vermittelte, ist das dreifache Denken. Es bedeutet, alles erstens in die Tiefe, zweitens in die Perspektive und drittens in planmäßiges Handeln zu durchdenken und umzusetzen. So war seine Arbeit wirkungsvoll, weil sie immer bis in die praktische Umsetzung durchdacht war, statt Luftschlösser zu bauen oder abstrakte, schematische Anleitungen zu geben. Dadurch konnte er neue Erscheinungen und wesentliche Veränderungen herausarbeiten und richtige Prognosen treffen. So, dass die sozialistische Oktoberrevolution nicht mehr die Musterrevolution der Zukunft sein kann, sondern die internationale sozialistische Revolution vorbereitet werden muss.
Willi Dickhut war im demokratisch-antifaschistischen Wiederaufbau nach 1945 eine Zeit lang führender antifaschistischer Kommunalpolitiker in Solingen und Fraktionsvorsitzender der KPD im Stadtrat. Er galt als Architekt einer bundesweit Aufsehen erregenden Zusammenarbeit zwischen KPD und SPD Anfang der 1950er-Jahre. Willi Dickhut verwirklichte eine prinzipienfeste und zugleich flexible Bündnispolitik. Er behandelte die Frage der Denkweise nicht als moralisierende Instanz, sondern als Wissenschaft, um den Leuten zu helfen, mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertigzuwerden und die proletarische Denkweise zu stärken. Er betonte, dass jede Aktionseinheit auf der Grundlage des Kampfes stehen muss.