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In Polen existiert ein unversöhnlicher Klassengegensatz

Je stärker sich die Widersprüche zwischen der Arbeiterklasse und der neuen Bourgeoisie zuspitzen, desto häufiger beteuern die Revisionisten, daß es im (angeblich) sozialistischen Polen keine antagonistischen Klassenwidersprüche gäbe. Mit gespielter Unverständlichkeit gibt sich der Revisionist J. Schleifstein vom „Institut für Marxistische Studien und Forschungen“ (IMSF) in Frankfurt:

Dennoch ist es verständlich, daß die Arbeiterbewegung in den kapitalistischen Ländern erwartet, erhofft, daß diese Widersprüche und Konflikte keinen explosiven Charakter annehmen, … daß diese Widersprüche und Konflikte eben schon die andere Natur, die nichtantagonistische Natur der Klassenbeziehungen, der sozialen Beziehungen in der sozialistischen Gesellschaft ausdrücken.“ („Blätter für deutsche und internationale Politik“ Nummer 10/80, S. 1198)

Und frei nach der Devise, daß nicht sein kann, was nicht sein darf, behauptet der oben zitierte polnische Revisionist Gulczynski:

Die Widersprüche des Sozialismus sind frei von der objektiven Unvermeidbarkeit ihrer Umwandlung in gesellschaftliche Konflikte, da es in dieser Gesellschaft keine Klassen mit strukturell entgegengesetzten Interessen gibt.“ (IMSF, ebenda, S. 19)

Schon allein die polnische Wirklichkeit ist Beweis genug, daß dies nicht auf Polen zutreffen kann, wo es in den letzten zehn Jahren mehrmals zu großen Arbeiterstreiks kam. Trotzdem behauptet der polnische Revisionist Jan Bluszkonski:

Das Fehlen des Klassenantagonismus bildet den größten Vorzug der sozialistischen Gesellschaftsordnung, die Haupterrungenschaft der proletarischen Revolution.“ (IMSF, ebenda, S. 70)

Das ist revisionistischer Unsinn. Eine plumpe Fälschung des Marxismus-Leninismus, die im übrigen nicht neu ist und auf die Lenin bereits eine eindeutige Antwort gab:

Der Fehler der ,Berner' Internationale besteht darin, daß ihre Führer den Klassenkampf und die führende Rolle des Proletariats nur in Worten anerkennen und Angst haben, bis zum Ende zu denken, daß sie gerade vor jener unvermeidlichen Schlußfolgerung Angst haben, die für die Bourgeoisie besonders schrecklich und absolut unannehmbar ist. Sie haben Angst anzuerkennen, daß die Diktatur des Proletariats ebenfalls eine Periode des Klassenkampfes ist, der unvermeidlich bleibt, solange die Klassen nicht aufgehoben sind. (...) Klassen sind Gruppen von Menschen, von denen die eine sich die Arbeit der anderen aneignen kann infolge der Verschiedenheit ihres Platzes in einem bestimmten System der gesellschaftlichen Wirtschaft. Es ist klar, daß man zur völligen Aufhebung der Klassen nicht nur die Ausbeuter, die Gutsbesitzer und die Kapitalisten, stürzen, nicht nur ihr Eigentum abschaffen muß, man muß auch sonst jedes Privateigentum an den Produktionsmitteln abschaffen, man muß sowohl den Unterschied zwischen Stadt und Land wie auch den Unterschied zwischen Hand- und Kopfarbeitern aufheben.“ (Die Große Initiative, Ausgewählte Werke Bd. III, S. 255)

Auch die polnischen Revisionisten und die DKP-Führung haben Angst, den Sozialismus als eine Periode des Klassenkampfes anzuerkennen, weil sie dann erklären müssten, zu welcher Klasse sie zählen, wo sie doch in offensichtlichem Widerspruch zur Arbeiterklasse stehen.

Wenn es aber in Polen und den anderen revisionistischen Ländern (das heutige China eingeschlossen) tatsächlich keine antagonistischen Klassenwidersprüche mehr geben würde, dann dürfte es konsequenterweise in der Sowjetunion, in der DDR und in Polen weder Polizei noch Gefängnis – kurz überhaupt keinen Staat mehr geben.

Denn „der Staat“, sagt Lenin, „ist das Produkt und die Äußerung der Unversöhnlichkeit der Klassengegensätze. Der Staat entsteht dort, dann und insofern, wo, wann und inwiefern die Klassengegensätze objektiv nicht versöhnt werden können. Und umgekehrt: Das Bestehen des Staates beweist, daß die Klassengegensätze unversöhnlich sind.“ (Staat und Revolution, Ausgewählte Werke Bd. II, Seite 322)

Daß in Polen und den anderen revisionistischen Ländern ein Staatsapparat besteht (der sogar noch ausgebaut wird), das kann die DKP-Führung nur schwerlich verleugnen. So lange aber ein Staat notwendig ist, so lange existieren auch antagonistische Klassengegensätze. Die Revisionisten erfinden nun kurzerhand eine „Interessengleichheit“ der verschiedenen Klassen und Schichten und tischen den alten revisionistischen Plunder vom „Staat des ganzen Volkes“ auf:

In der Volksrepublik Polen beginnt die Periode des allmählichen Hinüberwachsens des Staates der Diktatur des Proletariats in den von der Arbeiterklasse geführten Staat des gesamten Volkes.“ (Jan Szydlak über den VII. Parteitag der PVAP in: „Probleme des Friedens und des Sozialismus“, Nummer 2/76, S. 154)

Die Revisionisten behaupten, daß der Staat einen Interessenausgleich schafft und das ganze Volk vertritt. Lenin spottet über die Leute, die Marx in dem Sinne „verbessern“ wollen, „daß der Staat sich als Organ der Klassenversöhnung erweist.“ (Staat und Revolution, Ausgewählte Werke, Bd. II, Seite 323)

Doch was wäre, wenn der Staat tatsächlich die Interessen des ganzen Volkes vertreten würde. Dann, so stellt Engels scharfsinnig fest, wenn der Staat „endlich tatsächlich Repräsentant der ganzen Gesellschaft wird, macht er sich selbst überflüssig“. (Anti-Dühring, zitiert nach Lenin, Ausgewählte Werke Bd. II S. 330)

Wie man sieht, verstricken sich die Revisionisten mit ihren artistischen Seiltänzen von einem Widerspruch in den anderen.

DAS GANZE GEREDE VOM „STAAT DES GANZEN VOLKES“ IST NICHTS ANDERES ALS EIN LÜGENGEBÄUDE, UM DIE HERRSCHAFT DER REVISIONISTISCHEN FÜHRUNGSSCHICHT ALS NEUE BOURGEOISIE GEGENÜBER DER ARBEITERKLASSE ZU VERTUSCHEN!