Die revisionistische Partei – Kampfinstrument der neuen Bourgeoisie
In den revisionistischen Ländern wie Polen, DDR und Sowjetunion hat sich die Partei- und Staatsführung von Dienern des Volkes zu Beherrschern des Volkes gewandelt. Von diesem Moment an verfolgten die bürokratischen Machthaber ausschließlich die Ziele ihrer eigenen Interessen. Selbst der oben zitierte polnische Revisionist Gulczynski kommt nicht umhin zuzugeben, daß es sich bei der Staatsführung um eine besondere Schicht handelt:
„Sie (die Leitenden – die Red.) können und haben gewiß ihre spezifischen Gruppeninteressen, die auf dem Streben nach Festigung der eigenen Stellung, nach größerer Unabhängigkeit von oben und von unten beruhen, nach der Erlangung der höchsten Prämien und Privilegien (manchmal nach einer übermäßig privilegierten materiellen Lage).“ (IMSF, ebenda, S. 17)
Gulczynski scheint zu wissen, wovon er spricht, nämlich von einer herrschenden Bürokratenclique, die nur noch ihren eigenen Vorteil im Sinn hat. Und diesen Sinn nur durchsetzen kann, weil sie der Arbeiterklasse die Macht entrissen haben.
Zur Aufrechterhaltung der Macht der neuen Bourgeoisie bildet die revisionistische Partei ihr Kampfinstrument. Um das zu vertuschen, wird die marxistisch-leninistische Lehre von der Partei über Bord geworfen, die die proletarische Partei stets als Teil, als den fortgeschrittensten Teil der Arbeiterklasse sieht:
„Die Kommunistische Partei ist ein Teil der Arbeiterklasse, und zwar der fortgeschrittenste, klassenbewußteste und daher revolutionärste. Die Kommunistische Partei wird auf dem Wege der natürlichen Auslese der besten, klassenbewußtesten, opferwilligsten, weitsichtigsten Arbeiter geschaffen. Die Kommunistische Partei hat keine von den Interessen der gesamten Arbeiterklasse abweichenden Interessen.“ (Aus den Leitsätzen „Über die Rolle der Kommunistischen Partei“, angenommen auf dem II. Kongress der Kommunistischen Internationale, 1920)
Lenin völlig entgegengesetzt, behaupten die Revisionisten, daß die Partei „über allen Sonderinteressen“ stehen würde, womit sie die Herrschaft der bürokratischen Führungsschicht aus Partei, Staat und Wirtschaft rechtfertigen wollen:
„Die Partei ist der Interessenvertreter der Arbeiterklasse, deren Interessen jene der ganzen Gesellschaft widerspiegeln; sie bilden eine einheitliche, über allen Sonderinteressen stehende gesellschaftliche Kraft, die die Gruppen- und Klasseninteressen mit den allgemeinen Interessen der Gesellschaft (das sagen die Monopole hier auch immer – die Red.) in Übereinstimmung zu bringen“ (Augustyn Wajda in: IMSF ebenda, S. 172 – Hervorhebungen durch uns)
Die revisionistische Clique sondert sich von den Arbeitern immer mehr ab, was dann der polnische Revisionist Drazkiewicz auch noch theoretisch zu begründen versucht. Dabei rutscht ihm versehentlich heraus, daß es eine „herrschende Gruppe“ gibt:
„Die planmäßige Entwicklung von Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaftsstruktur erhöht die Rolle der herrschenden Gruppe.“ (IMSF, ebenda, S. 94 – Hervorhebung durch uns)
Im Sozialismus ist es jedoch das Ziel, die Herrschaft von Menschen über andere Menschen abzubauen. Im Kommunismus – der klassenlosen Gesellschaft – existiert dann nur noch eine Verwaltung über Sachen. Um dahin zu kommen, müssen immer größere Teile der Arbeiterklasse an der direkten Staatsführung beteiligt werden. Ein wesentliches Mittel zur Entwicklung des Sozialismus sind die Gewerkschaften, in denen Lenin jene Organisationen sah, die imstande sind, Millionen und aber Millionen Werktätige zur Beteiligung an der unmittelbaren Macht heranzuführen:
„Die Gewerkschaften müssen wissen, daß … eine größere und wichtigere Aufgabe gestellt wird: die Massen das Regieren lehren …“
Und Lenin fährt fort:
„Wir werden sehen, daß wir diese Aufgabe lösen können, daß wir unermeßlich große Massen Werktätiger lehren können, den Staat zu regieren und die Industrie zu leiten, daß wir die praktische Arbeit entfalten und jenes in Jahrzehnten und Jahrhunderten in den Arbeitermassen eingewurzelte schädliche Vorurteil vernichten können, wonach das Regieren des Staates Sache der Privilegierten sei, wonach das eine besondere Kunst sei. Das ist nicht wahr.“ (Referat auf dem II. gesamtrussischen Gewerkschaftskongreß, 20. Jan. 1919, Werke Bd. 28, S. 439)