Parteiaufbau auf der Grundlage der proletarischen Denkweise
Der Solinger Parteitag der MLPD faßte den Beschluß: »Die proletarische Denkweise muß als Grundlage der Parteiarbeit durchgesetzt werden.« Das war die Quintessenz aus 25 Jahren Erfahrungen in Parteiaufbau und Klassenkampf. Die Partei muß die grundlegende Methode beherrschen, Fehler zu vermeiden. Das war zugleich eine rechtzeitige Einstellung auf die neuen Herausforderungen, die die Verschärfung der Allgemeinen Krise des Kapitalismus in ihrer 5. Phase um die Jahrtausendwende mit sich brachte. Der Kampf zwischen der proletarischen und kleinbürgerlichen Denkweise wurde zur ausschlaggebenden Frage für einen neuen Aufschwung des Kampfs um den echten Sozialismus.
Im »Übergang zu einer neuen Grundlage des Parteiaufbaus« witterte der Verfassungsschutz seine Chance, Vorbehalte und Widersprüche in und gegenüber der Partei zu schüren. So lesen wir in seiner jüngsten Ausgabe:
»Die maoistisch ausgerichtete MLPD befand sich 1998 nach eigenen Angaben in einer Sinn- und Identitätskrise.«14
Es gehört zu der grundlegenden Aufgabe des Verfassungsschutzes als Organ des Klassenkampfs zur Niederhaltung der revolutionären Arbeiterbewegung und zur Verteidigung der Diktatur der Monopole, jeden Schritt unseres Parteiaufbaus als vergeblichen Versuch des Zentralkomitees zu deuten, die Mitglieder durch ausgeklügelte Kampagnen und vermeintlich drakonische Maßnahmen bei der Stange zu halten. Außer einer bewußten Diskreditierung der MLPD und ihrer Führung offenbart diese an Ignoranz kaum zu überbietende Darstellung das völlige Unverständnis der bürgerlichen Ideologen gegenüber der marxistisch-leninistischen Strategie und Taktik im Parteiaufbau.
In einem Seminar zum neuen System der Organisations- und Kaderarbeit vom August 1997 führte das Zentralkomitee der MLPD aus:
»Die Strategie und Taktik im Parteiaufbau ist natürlich Bestandteil der Strategie und Taktik des proletarischen Klassenkampfs eine Erweiterung, die in engem Zusammenhang mit der Verschiebung der Grundlage des Parteiaufbaus steht.«
In der Partei besteht die größte Gewähr für die Organisierung der Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise, weil im Unterschied zum gesellschaftlichen Kampf die proletarische Denkweise hier allgemein vorherrschend ist. Wäre das nicht mehr der Fall, dann hätte sie ihren marxistisch-leninistischen Charakter eingebüßt.
Der Kampf um die Denkweise innerhalb der Partei ist eine Widerspiegelung des Klassenkampfs im Parteiaufbau. Er folgt dem Kampf zweier Linien als objektivem Gesetz der Entwicklung des Kampfs zwischen der proletarischen und kleinbürgerlichen Denkweise. Alle Beziehungen zwischen Partei und Massen müssen sich innerparteilich widerspiegeln. Das Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise in der marxistisch-leninistischen Partei führt gesetzmäßig zu einer Trennung von Partei und Massen. Umgekehrt nimmt die immer tiefere Verbindung der Partei mit den Massen ihren Ausgangspunkt in den inneren Beziehungen der Partei. Diese inneren Beziehungen werden durch die fünf grundlegenden Seiten des Parteiaufbaus verkörpert:
- Der Marxismus-Leninismus, die ideologische Grundlage der Partei
- Das Programm, die politische Linie der Partei
- Die Organisation, das Instrument der praktischen Tätigkeit der Partei
- Der demokratische Zentralismus, das Organisationsprinzip der Partei
- Kritik und Selbstkritik, das Entwicklungsgesetz der Partei.
Die fünf grundlegenden Seiten des Parteiaufbaus waren Leitschnur des marxistisch-leninistischen Parteiaufbau neuen Typs von Anfang an und wurden durch die Lehre von der Denkweise verallgemeinert:
»Die Identität der fünf grundsätzlichen Seiten des Parteiaufbaus als dialektische Einheit von Theorie und Praxis zu begreifen und zu verwirklichen, das ist die proletarische Denkweise als neue Grundlage des Parteiaufbaus.«15
Die kleinbürgerliche Denkweise in der Partei bewirkt immer eine Trennung der fünf grundlegenden Seiten des Parteiaufbaus. Im August 1996 war eine gefährliche Situation eingetreten. Dazu heißt es in einem vom Politischen Leiter des Zentralkomitees verfaßten Brief,
» daß wir es im Kampf zur Durchsetzung einer neuen Grundlage des Parteiaufbaus nicht lediglich mit einzelnen Erscheinungen der kleinbürgerlichen Denkweise zu tun haben. Es ist ein ganzes System kleinbürgerlicher Methoden in der Anleitung und Kontrolle, das sich der neuen Grundlage in der Praxis entgegenstemmt. () Die Existenz eines ganzen Systems kleinbürgerlicher Methoden in der Anleitung und Kontrolle ist ein alarmierendes Signal und stellt den gesamten Parteiaufbau in Frage. ()
Das verändert schlagartig die Situation in der Partei und erfordert, die gesamte Mitgliedschaft schrittweise in diese prinzipielle Auseinandersetzung einzubeziehen. Daß sich in der Praxis ein System kleinbürgerlicher Methoden organisiert hat, ist zum Haupthindernis für das Vorankommen des Übergangs zur neuen Grundlage des Parteiaufbaus geworden. Es ist inzwischen fast unmöglich, gegen dieses System durchzukommen. Vorwärtstreibende Initiativen werden erstickt, die ideologisch-politische Seite der Tätigkeit wird systematisch weggedrückt, prinzipienlose Kritik und Selbstkritik ersetzt die richtige Handhabung des Systems der Kontrolle. Die Lehre von der Denkweise droht zur leeren Phrase zu verkommen und der wirklichen Selbstveränderung der Denkweise wird ausgewichen! Das Allerschlimmste die Kleinarbeit stagniert, und es gibt die größten Probleme, die Taktik des Kampfs um die Neuorientierung der Massen zu begreifen bzw. in die Tat umzusetzen. Die Auswirkungen sind also allseitig. ()
Die Existenz dieser beiden Systeme in der Praxis der Partei ist die unmittelbare Vorstufe eines offenen Kampfs zweier Linien, in dem es darum geht, ob die Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus, die Lehre von der Denkweise, die theoretische Grundlage bleibt, sich die Partei auf die internationale Revolution vorbereitet, oder ob die Partei sich gegen die Lehre von der Denkweise wendet und damit jede Fähigkeit zur revolutionären Tätigkeit einbüßt.
Auch wenn sich das System der kleinbürgerlichen Methoden in der Anleitung und Kontrolle erst in der Praxis herausgebildet hat und es noch keine allseitig ausgearbeitete kleinbürgerliche Linie dazu gibt, so muß dennoch bereits eine ideologisch-politische und theoretische Rechtfertigung des Systems existieren. Wo es Rauch gibt, da gibt's auch Feuer! Es ist nur eine Frage der Zeit, wie dieses System der kleinbürgerlichen Methoden in der Praxis sich in einer kleinbürgerlichen Linie niederschlägt und offen die Führung beansprucht und die proletarische Linie des Parteiaufbaus neuen Typs angreift. ()
Die Lage ist ernst, aber sie beinhaltet vor allem auch eine große Chance, den sich nunmehr seit geraumer Zeit hinziehenden Problemen tatsächlich auf den Grund zu gehen und sie wirklich zu lösen. Es wird ein harter Kampf, der gnadenlos geführt werden muß, der aber auch immer vom Standpunkt der prinzipiellen Einheit des ZK, der prinzipiellen Einheit der Kader in der Partei, der prinzipiellen Einheit zwischen Partei und REBELL ausgeführt werden muß.«
In einem im bisherigen Parteiaufbau beispiellosen Kampf um die Denkweise gelang es unter Führung des Zentralkomitees bis zum Sommer 1997 das System kleinbürgerlicher Methoden in der Anleitung und Kontrolle restlos zu überwinden. Dazu mußten die Ursachen und Wirkungen des Systems kleinbürgerlicher Methoden in der Anleitung und Kontrolle allseitig aufgedeckt werden.
Die Systematisierung kleinbürgerlicher Methoden in der Anleitung und Kontrolle bestand in folgendem:
- Aufbau eigener Strukturen, die sich der Kontrolle entziehen können
- Ein System von Rechtfertigungen der kleinbürgerlichen Denkweise
- Aufbau einer bürokratischen Hierarchie, um die Verantwortungslosigkeit zu begründen
- Wegdrücken der ideologisch-politischen Grundlage als Hauptausdruck des kleinbürgerlichen Führungsanspruchs
- Prinzipienlose Kritik und Selbstkritik, um die kleinbürgerliche Denkweise zu decken.
Das 3. ZK-Plenum deckte als Haupttriebkraft für das gefährliche Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise einen kleinbürgerlichen Führungsanspruch in der Führung der Organisations- und Kaderarbeit auf, der folgende Haupterscheinungen beinhaltete:
- »Das Konkurrenzverhalten zwischen den Kadern
- Ein unkameradschaftlicher Umgang und eine herzlose Kaderbehandlung
- Die prinzipienlose Kritik und Selbstkritik und die Ignoranz der Kritiken aus der Organisation
- Die Häufung ungelöster Probleme, insbesondere zur Anleitung und Kontrolle und im Apparat- und Finanzbereich, und die Verschleppung ihrer Lösung
- Die Loslösung von der ideologisch-politischen Grundlage der Partei
- Das Ersaufen im pragmatischen Auf und Ab oder in dogmatischen Ausschweifungen, statt prinzipieller Klärung und Lösung der aufgeworfenen Fragen
- Demoralisierung und Aufweichung der Kampfmoral
- Vordringen von Individualismus und Disziplinlosigkeit, in Verbindung mit einer Häufung von Eigenmächtigkeiten, die allesamt bewirken, sich der Kontrolle durch die politische Führung und die ZKK zu entziehen
- Die Unfähigkeit zu einer materialistischen Organisationsanalyse und ihre Ersetzung durch subjektivistische Nabelschauen, Rechtfertigungen
- Vertuschung prinzipieller Fehler
- Objektives Entstehen eines kleinbürgerlichen Zentrums im ZK, das sich gegen die Zerschlagung des Systems kleinbürgerlicher Methoden in der Anleitung und Kontrolle richtete
- Torpedierung des organisationspolitischen Schwerpunkts Jugendarbeit und Gefährdung der Ergebnisse des 3. Verbandsdelegiertentags und der Allgemeinen Untersuchung der ZKK mit dem REBELL.«
Über die Entstehung eines solchen kleinbürgerlichen Ehrgeizes heißt es im REVOLUTIONÄREN WEG 26:
»Gegen diesen in stets neuer Form auftretenden Druck hilft nur eine feste theoretische Grundlage, hilft nur die beständige Auswertung und Verarbeitung aller Erfahrungen mit Hilfe der Theorie des Marxismus-Leninismus. Das geht nicht ohne den proletarischen Ehrgeiz, um unermüdlich eine selbständige Orientierung in jeder Frage zu erkämpfen und ein sozialistisches Bewußtsein zu erlangen. Läßt dieser Ehrgeiz nach, wird das den klassenfremden Einfluß zur vollen Entfaltung bringen. So kann sich auch die proletarische Denkweise eines Arbeitergenossen in eine kleinbürgerliche Denkweise verwandeln und einem kleinbürgerlichen Ehrgeiz Platz machen.«16
Um dieses System kleinbürgerlicher Methoden in der Anleitung und Kontrolle zu überwinden, mußten folgende grundlegende Elemente der Strategie und Taktik des Kampfs um die Denkweise Beachtung finden:
Nur im bewußten Kampf ist die proletarische Denkweise der kleinbürgerlichen Denkweise überlegen. Dagegen setzt sich in der Sphäre der Spontaneität gesetzmäßig die kleinbürgerliche Denkweise durch, weil diese unter der Bedingung der gesellschaftlich vorherrschenden bürgerlichen Ideologie ständig von Neuem genährt wird. Das unterstreicht die große Bedeutung der marxistisch-leninistischen Erziehungsarbeit der Partei im Kampf um die Denkweise.
- Man muß immer von der grundsätzlichen Seite an jede Frage herangehen und die Allseitigkeit der ideologisch-politischen Linie der MLPD ausspielen. Die kleinbürgerliche Denkweise lebt dagegen von Teilerkenntnissen und subjektiver Willkür, mit denen sie die Wirklichkeit verzerrt wahrnimmt bzw. darstellt.
- Die proletarische Denkweise kann sich gegen die allgemeine Überlegenheit des gesellschaftlichen Systems der kleinbürgerlichen Denkweise nur durch die strikte Konzentration der Kräfte auf die Lösung derjenigen Probleme durchsetzen, bei denen sie aktuell und im gegebenen Moment ihre konkrete Überlegenheit ausspielen kann.
- Nur in der direkten Konfrontation ist die proletarische Denkweise der kleinbürgerlichen Denkweise überlegen. Deshalb muß dieser Kampf immer offen ausgetragen werden. Die kleinbürgerliche Denkweise weicht dagegen der offenen Auseinandersetzung aus, weil sie in der Form der Anpassung ihr geeignetes Medium hat.
- Die proletarische Denkweise muß die kleinbürgerliche Denkweise angreifen, damit diese nicht vordringen kann. Denn das Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise ist immer mit der Verdrängung und Zerstörung proletarischer Eigenschaften und Organisationsformen verbunden.
- Die proletarische Denkweise muß sich in ihrem Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise in einem fortlaufenden Wechselprozeß von marxistischer Theorie und revolutionärer Praxis beständig höherentwickeln, sonst kann sie nicht bestehen. Das geht nur systematisch und organisiert. Im System der Kleinarbeit kommt das in dem allseitigen Wechselverhältnis von marxistisch-leninistischer Partei und der Förderung der Selbstorganisationen der Massen zum Ausdruck.
Die Beherrschung der dialektischen Methode ist die ausschlaggebende Fähigkeit der Kader, den Kampf der proletarischen Denkweise gegen die kleinbürgerliche Denkweise zur Entscheidung zu bringen.
Diese grundlegenden Elemente der Strategie und Taktik des Kampfs um die Denkweise fassen sich in einer vom Zentralkomitee geführten proletarischen Streitkultur zusammen.