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Gesetzmäßiges Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise

Das System der Selbstkontrolle muß das Gesetz vom Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise beachten. Nach diesem Gesetz verläuft das Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise in der Parteiarbeit in drei Stufen:

  • Die erste Stufe berührt das Auftreten einzelner Merkmale der kleinbürgerlichen Denkweise in der täglichen Theorie und Praxis der Parteiarbeit. Das können Erscheinungen der Starrheit, des subjektivistischen Herangehens, taktische Fehler, mangelnde Flexibilität, Einseitigkeiten in der Planung, falsche Einsetzung der Kräfte, Vernachlässigung bestimmter Seiten der Partei sein. Alle diese Fehler sind für sich genommen noch kein Problem. Sie werden in der normalen Parteiarbeit in Form der Diskussionen in den Gruppen- oder Leitungssitzungen oder im Prozeß der Auswertung der Arbeit überwunden.
  • Wird allerdings versäumt, die Fehler zu korrigieren, oder kommt es zu einer Häufung von bestimmten Fehlern, zu einer Verfestigung und Kombination bestimmter Fehler, zu Fehlentwicklungen, dann bedeutet das eine zweite Stufe des Vordringens der kleinbürgerlichen Denkweise. Die kleinbürgerliche Denkweise tritt jetzt als Tendenz auf. Dazu gehört die Verdrängung der ideologisch-politischen Seite, allgemeine Selbstüberschätzung, prinzipienlose Kritik und Selbstkritik, Wunschdenken, die Anbetung der Spontaneität, Gewerkschaftslegalismus, bürokratische Führungsmethoden, Disziplinlosigkeit, Unplanmäßigkeit usw. Diese Stufe faßt sich darin zusammen, daß die kleinbürgerliche Denkweise einen prinzipiellen Charakter annimmt. Das heißt, sie richtet sich gegen die Prinzipien der Partei. In dieser Stufe besteht die latente Gefahr des Kampfs zweier Linien. Es ist die höchste revolutionäre Wachsamkeit gefordert, und mit Entfaltung prinzipieller Kritik und Selbstkritik müssen die prinzipiellen Fehler bis auf ihren weltanschaulichen Kern aufgedeckt und korrigiert werden. In dieser Situation entscheidet die Stellung zu prinzipieller Kritik und Selbstkritik alles. Im REVOLUTIONÄREN WEG 26 heißt es dazu: »Die prinzipielle Handhabung von Kritik und Selbstkritik ist die Scheidelinie zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise!«23 Werden prinzipielle Fehler statt dessen sogar gerechtfertigt und vertieft, kann die kleinbürgerliche Denkweise in der Parteiarbeit vorherrschend werden.
  • Das berührt den Übergang in die dritte Stufe des Vordringens der kleinbürgerlichen Denkweise: Die kleinbürgerliche Denkweise systematisiert sich zu einer kleinbürgerlichen Linie. Erfahrungsgemäß beginnt dieser Prozeß als Systematisierung kleinbürgerlicher Methoden in der Praxis. In dieser Situation besteht noch die Möglichkeit, mit der kleinbürgerlichen Denkweise mit besonderen Maßnahmen in Verbindung mit der Entfaltung prinzipieller Kritik und Selbstkritik durch die ganze Partei fertig zu werden. Wenn sich die kleinbürgerliche Denkweise allerdings in einer kleinbürgerlichen Linie niederschlägt, wandelt sich der Widerspruch zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise in einen antagonistischen Widerspruch um. Es kommt zum offenen Kampf zweier Linien. Die kleinbürgerliche Linie muß zerschlagen werden, um die Einheit der Partei zu retten. Wenn die kleinbürgerliche Linie siegt, ist die marxistisch-leninistische Partei liquidiert, oder sie wird in eine revisionistische Partei umgewandelt.

Das System der Selbstkontrolle der Partei und seine Handhabung müssen diese Gesetzmäßigkeiten im Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise immer beachten, um die Widersprüche jederzeit richtig zu behandeln. Der Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise muß auf der jeweiligen Stufe mit unterschiedlichen Methoden geführt werden.

Die bewußte Anwendung der dialektischen Methode auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise
Die bewußte Anwendung der dialektischen Methode auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise untersucht die gesetzmäßige Rolle der Denkweise in der gesellschaftlichen Entwicklung und zieht Schlußfolgerungen für die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise der Massen, des marxistisch-leninistischen Parteiaufbaus und der Vorbereitung der internationalen Revolution. Ihre Verwirklichung ist identisch mit der proletarischen Denkweise als Grundlage. Das bedeutet die schöpferische Anwendung des Marxismus-Leninismus auf jede konkrete praktische Frage des Klassenkampfs und Parteiaufbaus durch die bewußte Anwendung der dialektischen Methode. Die prinzipiellen Merkmale der Parteiarbeit auf Grundlage der proletarischen Denkweise bestehen:

  1. System der fünf grundsätzlichen Seiten des Parteiaufbaus als dialektische Einheit von Theorie und Praxis
  2. System REVOLUTIONÄRER WEG als ideologisch-politische Grundlage für die allseitige Einheit von Theorie und Praxis
  3. System der Organisations- und Kaderarbeit neuen Typs als systematische Wechselbeziehung von Festsetzung und Weiterentwicklung der ideologisch-politischen Linie und der kritisch-selbstkritischen Aneignung und schöpferischen Umsetzung
  4. System der Kleinarbeit mit dem Kern der allseitigen Wechselbeziehung von Parteiaufbau und Förderung der Selbstorganisation der Massen und nicht zuletzt
  5. System der Selbstkontrolle der Partei als Hauptmethode zur Lösung der Kaderfrage.

Die proletarische Denkweise als Grundlage der Parteiarbeit erfordert also das System der Einheit von Theorie und Praxis der Parteiarbeit allseitig zu verstehen und in der Praxis zu verwirklichen. In der marxistisch-leninistischen Kaderarbeit neuen Typs faßt sich die richtige Handhabung dieser Merkmale zusammen.

Es war eine der bedeutendsten Errungenschaften in der schöpferischen Anwendung und Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus auf die heutigen Bedingungen des Klassenkampfs, als Willi Dickhut daranging, die Parteiarbeit als bewußte Anwendung der dialektischen Methode zu fassen. So definierte er im REVOLUTIONÄREN WEG 20 die marxistisch-leninistische Strategie und Taktik als die »bewußte Anwendung der dialektischen Methode zur Leitung und Höherentwicklung des proletarischen Klassenkampfes«24. Dieses Verständnis der verschiedenen Tätigkeiten der Partei als bewußte Anwendung der dialektischen Methode ist ein Schlüssel, die Arbeit auf die Grundlage der proletarischen Denkweise zu stellen.

Nach dieser Methode muß die marxistisch-leninistische Agitation und Propaganda als die bewußte Anwendung der dialektischen Methode zur Weckung und Höherentwicklung des proletarischen Klassenbewußtseins gefaßt werden. Die marxistisch-leninistische Jugendarbeit der Partei ist die bewußte Anwendung der dialektischen Methode zur massenhaften Gewinnung von Mitgliedern unter der Masse der Jugend für den marxistisch-leninistischen Parteiaufbau. Die prinzipielle Kritik und Selbstkritik ist die bewußte Anwendung der dialektischen Methode zur allseitigen Weiterentwicklung der Theorie und Praxis der Partei. Der demokratische Zentralismus ist die bewußte Anwendung der dialektischen Methode zur Festigung und Höherentwicklung der prinzipiellen Einheit der Partei. Die Anleitung und Kontrolle ist die bewußte Anwendung der dialektischen Methode zur kritisch-selbstkritischen Aneignung und schöpferischen Umsetzung der ideologisch-politischen Linie durch die Kader und Mitglieder der Partei und zur Auswertung der praktischen Erfahrungen in Theorie und Praxis für die Weiterentwicklung und Festsetzung der ideologisch-politischen Linie.

Jedes dieser Anwendungsgebiete hat seine besondere Dialektik. Dagegen betrachtet die metaphysische Denkweise die dialektische Methode nur als eine Abstraktion, losgelöst von der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus. Oder sie wird nur als eine besondere Methode unter vielen anerkannt. Das Ergebnis ist, daß die kleinbürgerliche Denkweise in Form von Metaphysik und Idealismus in die Parteiarbeit eindringt und den Parteiaufbau zerstört. Die Grundlage der proletarischen Denkweise bedeutet darum ein allseitiges Begreifen und Verwirklichen jeder Aufgabe in Parteiaufbau und Klassenkampf als bewußte Anwendung der dialektischen Methode.

»Das verlangt ein dreifaches Denken:

  1. In die Tiefe denken: Analyse der widersprechenden Kräfte und Tendenzen, Erschließung neuer Seiten und Beziehungen
  2. in die Perspektive denken: Planung, Übergang von der Quantität in die Qualität
  3. planmäßiges Handeln: Vereinigung von Analyse und Synthese und regelmäßige Kontrolle ­ unendlicher Prozeß der Vertiefung der Erkenntnisse«.