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15 Jahre Große Proletarische Kulturrevolution

Die Millionenstadt Shanghai 1966: Überall diskutieren Menschen, Jugendliche belagern das Rathaus, Arbeiter streiken, diskutieren und besetzen die Büros von Zeitungen. Die Kulturrevolution in den ersten Monaten, scharfe Auseinandersetzungen – ein „Chaos“?

Nein, eine Revolution. Eine Revolution unter weitaus schwierigeren Bedingungen als der Kampf gegen die japanischen Imperialisten oder ihre chinesischen Mitläufer: Damals waren die Fronten klar gewesen, in der Kulturrevolution aber kamen die Kräfte, die zurück zu einem kapitalistischen Ausbeutersystem wollten, gerade mit revolutionären Sprüchen daher. Wieso gibt es im Sozialismus noch Klassenkämpfe, die so scharf ausgetragen werden?

Jan Myrdal, ein schwedischer Journalist, beschreibt die Entwicklung der neuen Bürokratie in seinem Buch „China – die Revolution geht weiter“:

Die Entwicklung verlief überall in China gleichartig. Die Kader fingen an, sich als Beamte zu fühlen, und redeten sich ein, daß das Volk ja doch nicht so viel verstünde. Die vor nicht langer Zeit gestürzte Grundbesitzerklasse gewann allmählich Beziehungen, heiratete in die Familien der Kader hinein, lachte freundlich und machte Verbeugungen. Ihre Kinder waren es, die höhere Schulen besuchten und bessere Zeugnisse erhielten, doch wenn die Rede auf den Klassenkampf kam, sagten die jungen Kader nur: 'Die Leute reden so viel.'(S. 45)