Stefan Engel

Stefan Engel

Die Menschheit will nicht in der Barbarei untergehen, sie will das Leben!

Stefan Engel, Leiter der Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, des Revolutionären Weg, war Schirmherr des Rebellischen Musikfestivals. Er sprach am 27. Mai auf dem Festival.

Die Menschheit will nicht in der Barbarei untergehen, sie will das Leben!
Stefan Engel auf dem Rebellischen Musikfestival (rf-foto)

Liebe Freundinnen und Freunde,


ich freue mich immer wieder über das schöne Rebellische Musikfestival und diesmal besonders, dass die Qualität der Musikbeiträge in Inhalt und Form sehr viel höher ist als bisher. Das hat etwas zu tun mit der Klarheit, dem Bewusstsein über die katastrophale Lage, die wir heute in der Welt erleben. Wir sind im Ukrainekrieg in einer Situation der weiter ständigen Verschärfung.

Einen Dritten Weltkrieg mit Atomwaffen würde Großteil der Menschheit nicht überleben

Erst vor drei Tagen hat der Putin-Gefolgsmann Dimitri Medwedew mit dem Ersteinsatz von Atomwaffen gedroht, wenn weiter russische Gebiete angegriffen werden. Wobei er unter russischen Gebieten auch die annektierten Gebiete im Donezk versteht. Und die NATO schiebt ständig nach. In nicht allzu ferner Zukunft werden sie F-16 Flugzeuge liefern. Inzwischen hat die NATO ihre Stellungen in Europa ausgebaut. Sie ist von ein paar 100 Leuten innerhalb von einem Jahr auf über 40.000 Mann Kampftruppen ausgebaut worden, die direkt an der Grenze zu Russland stehen. Man spielt mit dem Feuer. Bis jetzt kennen sie nur eine Sprache - verschärfen, verschärfen. Jeder, der einen einigermaßen klaren Kopf hat, kann sich ausmalen, dass am Ende dieser Verschärfungen ein Dritter Weltkrieg steht. Ein Dritter Weltkrieg mit Atomwaffen, das hat die Menschheit noch nicht erlebt. Und das wird auch der Großteil der Menschheit nicht überleben. Es ist eine ernste Geschichte. Wenn man heute Nachrichten schaut, dann hört man immer nur dieses Gelaber von einer Seite, vom Leiden der ukrainischen Bevölkerung. Ja, sie leidet! Aber es wird so getan, als ob die westlichen Imperialisten oder auch die ukrainische Armee irgendeinen Deut besser wären. Es ist ein Krieg zwischen imperialistischen Blöcken, ein Krieg um die Vorherrschaft, um die knapper werdenden Rohstoffe der Welt. Ein Krieg, der die Krise des imperialistischen Weltsystems charakterisiert und der für die Herrschenden auf der Welt als der einzige Ausweg erscheint, um diesen Krisen zu entrinnen.

Wir befinden uns in der Situation, dass die globale Umweltkatastrophe eingetreten ist

Doch zugleich erleben wir eine andere Krise, die genauso schlimm, vielleicht noch schlimmer ausgehen kann als das, was wir momentan in diesem Krieg zwischen Russland und der NATO in der Ukraine sehen. Wir befinden uns tatsächlich in einer Situation, wo die globale Umweltkatastrophe inzwischen eingetreten ist. Seit Jahren warnen wir davor, vor gut 25 Jahren haben wir das erstmals thematisiert. Das ist ein Prozess, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, in dem immer mehr Faktoren der Umweltkrise zu irreversiblen Entwicklungen werden. Irreversible Entwicklungen bedeutet Entwicklungen, die nicht mehr durch menschliches Eingreifen gestoppt werden können. Das Ozonloch, das laut Bundesregierung angeblich seit 2019 wieder zuwächst, hat sich seitdem ausgedehnt, weitere sind entstanden. Dieser Prozess ist irreversibel, weil es eben nicht nur durch das FCKW verursacht wird, sondern weil durch die Klimaerwärmung die Kälte in der Stratosphäre stärker wird und das die Ozonschicht zersetzt. Gegen solche Erkenntnisse wie über das Ozonloch, über die Entwicklung der Meeresströme und Jetwinde betreibt die Politik eine Welle der Manipulation, der dreisten Lüge gegenüber der Bevölkerung. Der Gipfel der Dreistigkeit ist der Versuch, die Umweltbewegung, die wirklich noch etwas gegen diese Umweltzerstörung macht, wie die Jugendbewegung „Letzte Generation“, zu kriminalisieren. Wir sind alle betroffen von dieser Kriminalisierung. Wenn man schon zu einer kriminellen Vereinigung erklärt wird, weil man eine Spendensammlung für Umweltaktionen macht, dann können wir uns vorstellen, was uns künftig erwartet, wenn der aktive Widerstand die breite Masse ergreift und wir auch in größerem Maß Einfluss auf die Geschehnisse bekommen.

Die Menschheit will nicht in der Barbarei untergehen, sie will das Leben!

Diese Umweltkatastrophe verkürzt die menschliche Existenz dramatisch. Man kann nicht vorhersagen, ob das in 100 oder 1000 oder 10.000 Jahren der Fall ist. Dass irgendwann die menschliche Existenz zu Ende ist, das wissen wir schon lange. Dass die Sonne verglüht, dass Super-Katastrophen geschehen können. Aber die jetzt begonnene globale Umweltkatastrophe ist hausgemacht. Es ist ein wahrhaft krimineller Akt, dass man das den nachfolgenden Generationen antut. Im Unterschied zu einem Krieg, den man stoppen könnte, ist diese Katastrophe vielleicht zu dämpfen, vielleicht in einigen Punkten zu stoppen, aber der Prozess ist nicht mehr rückgängig zu machen. Wir werden erleben, wie viele Menschen sterben. Wir haben heute schon Tausende, Zehntausende, Hunderttausende (Umwelt-)Tote - allein 100.000 Tote nur durch die Hitzewelle letztes Jahr in Europa. Das sind mehr als in der Pandemie gestorben sind. Es werden künftig Milliarden sein, die ihre Existenzgrundlage, ihr Leben verlieren. Wir werden Verhältnisse erleben, da ist die halbe Welt auf der Flucht und sucht nach einem sicheren Ort - den sie nicht mehr finden können. Das wird die Gesellschaften erschüttern. Da können sie noch so viel Grenzsicherungen durchführen, Zäune aufbauen - die Massen werden sie überrennen. Die Leute müssen leben, wollen leben - die Menschheit will nicht in der Barbarei untergehen. Sie will das Leben und sie hat auch das Recht darauf! Für dieses Recht treten wir auch entschlossen ein.

Für den revolutionären Aufstand braucht man Todesverachtung

Das Musikfestival hat sich das zum Thema gemacht und schwimmt damit auch gegen den Strom. Wir Marxisten-Leninisten sind das gewöhnt. Lassen wir uns nicht täuschen! Die Aktion gegen die „Letzte Generation“ ist auch ein Warnschuss. Es wird ungemütlich - nicht nur beim Wetter, nicht nur im Meer, nicht nur für die Tiere - sondern auch überhaupt im Klassenkampf. Wichtig ist nur, dass wir nach vorne blicken, uns nicht einlullen lassen, klaren Kopf bewahren – und das Vertrauen in die Menschheit, dass sie keinesfalls gewillt ist unterzugehen.

In dem Moment, wo du eingeschüchtert bist, wenn man dir Angst machen kann, wenn du mehr Angst um dein eigenes Leben hast als vor dem Klassenfeind, da kannst du nicht kämpfen. Die Todesverachtung, sagt Lenin, ist eine Grundvoraussetzung jedes revolutionären erfolgreichen Aufstands. Und die wird im Krieg hervorgebracht, die Menschen werden zwangläufig und brutal dazu erzogen. Sie haben immer weniger Angst. Die iranischen Revolutionäre sagten: Die Angst hat die Seiten gewechselt. Heute schon hat Russland, hat auch die Ukraine große Probleme, Soldaten zu rekrutieren und beim Auffüllen ihre Truppen. Sie müssen die Leute drangsalieren, sie müssen sie einsperren. Die dürfen sich nicht bewegen, dürfen das Land nicht verlassen. Diese Situation, dass Putin nicht einfach seine Truppen aufbauen kann wie er will, zeigt auch die grundlegende Schwäche. Denn die Soldaten, das sind Menschen. Die haben einen Kopf, die können denken. Die kommen aus der Arbeiterklasse, die kommen aus den breiten Schichten der Bevölkerung. Und irgendwann werden sie merken, dass ihr eigentlicher Gegner ihre eigene Regierung und die imperialistischen Beherrscher der Welt sind. Das wird kommen, davon bin ich fest überzeugt.